Amelie Erben
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Hochschule für angewandte Wissenschaften München
Beworben in der Kategorie: Health
Mit welchem Digitalprojekt willst du dich in dieser Kategorie bewerben?
Organe aus dem 3D Drucker – Wirklichkeit oder nur ein Sciencefiction Traum?
Stelle dir eine Welt vor, in der man einfach ein neues, individuelles, auf dich zugeschnittenes Organ 3D-drucken könnte, z.B. eine Lunge nach einer schwerwiegenden Covid Infektion. Im Moment ist dies noch ein Traum für all die Menschen, die unter Organversagen leiden. Ich arbeite zusammen mit Wissenschaftlern auf der ganzen Welt auf dem Gebiet des Bioprinting an der Machbarkeit des 3D-Drucks von funktionalen Organen mit digitalen Fertigungsmethoden.
Aber wie funktioniert das eigentlich? Zunächst maßschneidern wir eine digitale Schablone, die zum Beispiel auf Computertomographie-Aufnahmen deines eigenen Organs basieren kann. In einem zweiten Schritt wird eine Biotinte zusammengestellt, die lungenspezifische Proteine und Zellen enthält. Diese Zellen werden mit Hilfe einer kleinen Gewebeprobe entnommen und werden im Labor vermehrt, da eine hohe Anzahl von Zellen für ein lebenswichtiges Organ entscheidend ist. Dies ermöglicht die Integration deiner eigenen Zellen, was es sehr viel unwahrscheinlicher macht, dass dein Körper das transplantierte Organ letztendlich abstößt. Es wurden bereits viele Bioprinting-Techniken entwickelt und es bleibt fraglich, welche davon den Druck von funktionalen Organen ermöglichen wird. Ich arbeite an einer sehr vielversprechenden, hochauflösenden 3D Druck Technik, die es erlaubt Gewebe und dessen biochemische / -physikalische Eigenschaften bestmöglich auf kleinster Skala nachzuahmen, da diese mikroskopischen Informationen essentiell für die organtypische Entwicklung von Zellen sind. Das heißt, wir drucken mit biologischen Proteinen auf der Skala von einzelnen Mikrometern!
Bis wir tatsächlich künstliche Organe im Labor erzeugen können, ist es noch ein langer Weg. Bis dahin können wir aber unsere Erkenntnisse verwenden, um kleine, personalisierte Organ-Modelle zu generieren. Mit deren Hilfe, können wir präzisere Ergebnisse über Wirksamkeit und Nebenwirkungen von Medikamenten auf individuelle Patienten evaluieren – und dabei sogar Tierversuche minimieren.
Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für Deine Karriere?
Digitalisierung bedeutet für mich das Tor zur Innovation. Daher ist die Digitalisierung, in Form von Modellierung, digitalen Fertigungsmethoden und Datenanalyse, fester Bestandteil meiner Karriere. Ich sehe Programmiersprachen als globale, fachübergreifende Sprachen, die es mir ermöglichen, bei einer Vielzahl von Projekten Mehrwert zu generieren. Nur durch das Beherrschen von digitalen Methoden, kann ich meine kreativen Lösungsansätze realisieren und einbringen.
Warum bist Du ein Digital Female Leader?
Ich denke, dass Lösungen zu den größten globalen Herausforderungen vor denen wir derzeit stehen, wie z.B. der Klimawandel, nur mit Digitalisierung gelingen werden. Ansätze dazu gibt es z.B. mit dem 3D Druck, bei dem wesentlich an Material gespart werden kann und durch die Produktion gesamter Bauteile vor Ort können wir auch CO2 einsparen. Daher ist es mir ein Herzensanliegen, Menschen an die Digitalisierung heranzuführen.
Ich bin Expertin und Doktorandin im Bereich 3D Druck von biologischem Gewebe. Hier führe ich StudentINNEN sowohl an digitale Fertigungsmethoden, wie auch an digitale Design- und Datenanalysemethoden heran. Mich begeistert es, meine aktuellen Forschungsergebnisse sowohl vor internationalem Fachpublikum, wie auch für Jedermann (SoapBox 2021) vorzutragen.
Ganz besonders freut es mich, wenn ich die jüngsten Zuschauer für die Digitalisierung begeistern kann. Wer Wissen und Können in diesem Bereich hat, wird Einfluss darauf haben, wie unser Leben in Zukunft gestaltet ist. Daher finde ich es wichtig, dass in Zukunft möglichst viele Menschen diese Sprache lernen.
Was Führung für mich bedeutet
Führung fängt bei mir selbst an und ist eine Einladung zu einem Prozess, ein gemeinsames Ziel zu erreichen.