Dr. Angelika Kneidl
Geschäftsführerin
accu:rate GmbH
Nominiert in der Kategorie: Mobility
Mit welchem Digitalprojekt willst du dich in dieser Kategorie bewerben?
Die Planung eines reibungslosen und sicheren Ablaufs bei Veranstaltungen, an Bahnhöfen und Flughäfen sowie in Gebäuden ist eine große Herausforderung. accu:rate bietet hier eine moderne Lösung an. Mit der eigens entwickelten Software crowd:it können komplexe Personenströme dargestellt und in verschiedenen Szenarien - von der Standardsituation bis hin zur Notfallevakuierung - getestet und analysiert werden. Hiermit wollen wir ermöglichen, Orte der Begegnung komfortabel und gleichzeitig sicher zu machen.
Wir helfen genau dort, wo Abläufe und Entwicklungen nur schwer absehbar sind: Was passiert, wenn ein Fluchtweg blockiert ist? Wohin können Menschen möglichst schnell und sicher entfluchtet werden? Durch die anschauliche und objektive Analyse unserer Simulationen können schnell kritische Bereiche aufgedeckt werden, bevor der Ernstfall eintritt. Virtuelle Szenarien können durchgespielt werden, ohne dass jemand zu Schaden kommt.
accu:rate bietet ihren Kunden die Simulation von Personenströmen als Dienstleistung, aber auch als Softwareprodukt an.
Es ist ein Spin-Off der TU München und basiert auf der Forschungsarbeit der Gründerin Dr. Angelika Kneidl. Die Initialzündung war das Unglück der Loveparade 2010 in Duisburg. Davon angetrieben hat Frau Dr. Kneidl sich entschieden, das Thema aus der Forschung in die Praxis hinauszutragen. Sie konnte schnell Florian Sesser dafür begeistern, der von der Idee von Anfang an überzeugt war und seine Fähigkeiten als Softwarearchitekt in die Entwicklung der Software crowd:it einbringt. Seit 2014 arbeiten sie gemeinsam mit einem stetig wachsenden Team an Kundenprojekten und an der Entwicklung der Software crowd:it, die im Februar 2017 offiziell gelauncht wurde.
Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für Deine/ihre Karriere?
Die Digitalisierung hat meine Karriere überhaupt erst möglich gemacht. Ich war schon immer an Technologien und Mathematik interessiert und da hat sich ein Informatikstudium angeboten. Nach einem kurzen Ausflug in die Finanzbranche bin ich zur Informatik zurückgekehrt, um zu promovieren. Thema meiner Dissertation war: „Methoden zur Abbildung menschlichem Navigationsverhaltens bei der Modellierung von Fußgängerströmen“. Dem Computer beizubringen, wie Menschen sich bewegen und miteinander interagieren, fand ich von Beginn an faszinierend. Es verbindet die verschiedenen Welten von Psychologie und Technik – und das ist für mich ein Sinnbild der Digitalisierung.
Da ich dieses Thema so spannend und wichtig fand, habe ich im Anschluss eine Software-Firma gegründet: accu:rate – Institute for crowd simulation. Seit 2014 bieten wir die Analyse von Personenströmen an und haben unsere eigene Software crowd:it zur Markreife weiterentwickelt. Damit unterstützen wir Bauherren, Brandschützer, Fachplaner oder Betreiber dabei, ihr Gebäude im auf zukünftiges Nutzungsverhalten zu analysieren und fit zu machen. Wir bringen also agile Konzepte, wie wir sie aus der Softwareentwicklung kennen, in die Baubranche und offerieren ein digitales Prototyping für Gebäude.
Das Schöne ist, dass wir damit die Digitalisierungsbemühungen aus eher konservativen Bereichen vorantreiben können: wir haben beispielsweise das Schloss Neuschwanstein dahingehend analysiert, ob die Fluchtwege im Falle einer Räumung ausreichen. Auch bei großen Volksfesten wie der Landshuter Hochzeit, dem Oktoberfest München oder dem Cannstatter Wasen haben wir die Räumungskonzepte mit Simulationen überprüft und helfen den Betreibern damit, ihre Methoden und Unterlagen zu digitalisieren. Aber auch Big Player wie die Deutsche Bahn unterstützen wir bei ihrer Digitalisierungsstrategie: so simulieren wir die neu zu bauenden Bahnhöfe der 2. S-Bahn Stammstrecke dahingehend, ob sie später reibungslos funktionieren werden und sicher sind.
Warum bist Du/ist sie ein Digital Female Leader?
Die Digitalisierung eröffnet allen Unternehmen und Technologien viele neue Möglichkeiten und ich möchte für das Thema Simulationen Vorreiterin sein. Viele neue Technologien aus den Bereichen IoT, VR/AR oder dem Building Information Modeling BIM im Bauwesen können wir mit Simulationen verknüpfen und unser Produkt für unsere Kunden stetig weiterentwickeln. Und da ich aus der Wissenschaft komme, ist es mir wichtig, dass es dabei nicht nur um das Bedienen von Buzzwords geht. Deshalb forsche ich intensiv an diesen Themen und treibe aktiv die Zusammenarbeit von Universitäten und Unternehmen voran. Meine Vision ist es, dass jedes neue Gebäude vorab mit crowd:it auf Herz und Nieren geprüft wurde. Building Information Modeling unterstützt uns hier, da es einen digitalen Zwilling eines Gebäudes zur Verfügung stellt, in den wir unsere Simulationen integrieren können.
Mir ist es aber auch sehr wichtig, mein Wissen weiterzugeben. Deshalb engagiere ich mich als Mentorin an der Technischen Universität München, halte Vorträge auf wissenschaftlichen, universitären und fachlichen Veranstaltungen zu meinem Fachthema Simulationen, aber auch zum Thema Unternehmensgründung. Ich selbst habe viel Unterstützung von tollen Frauen erhalten, die mich zum Ausgründen ermutigt haben, und genau das möchte ich weitergeben.
Was Führung für mich/sie bedeutet
Führen ist für mich, Menschen zu ermächtigen und ihre Stärken zu fördern.