Katharina Schüller
Gründerin / Geschäftsführerin
STAT-UP Statistical Consulting & Data Science GmbH
Beworben in der Kategorie: IT-Tech
Mit welchem Digitalprojekt willst du dich in dieser Kategorie bewerben?
Mein Projekt ist ein globaler Standard für Data & AI Literacy - der Fähigkeit, Daten zu sammeln, zu verwalten, zu bewerten und anzuwenden sowie künstliche Intelligenz (AI) und verwandte algorithmische Werkzeuge und Strategien kritisch zu entwickeln, zu nutzen und anzuwenden, um informierte, optimierte und kontextbezogene Entscheidungsprozesse zu leiten. Ziel dieses Projekts ist es, einen globalen Standard zu etablieren, um sicherzustellen, dass die Bemühungen zum Aufbau von Data & AI Literacy weltweit koordiniert werden, damit jede:r Einzelne und unsere Gesellschaft insgesamt in die Lage versetzt wird, bewusst und ethisch fundiert mit Daten und KI umzugehen. Denn es geht um viel mehr als technischhandwerkliche Fähigkeiten, als welche Data & AI Literacy häufig missverstanden wird. Der Standard soll ein gemeinsames Verständnis von Data & AI Literacy schaffen, damit diese systematisch in Lehrpläne und Bildungsstandards von Schulen, Lehrerausbildung, Hochschulen und Weiterbildung aufgenommen werden kann. Darüber hinaus soll der Standard als Referenz für Daten- und KI-Kompetenzprogramme für die außerschulische und berufliche Bildung dienen, um lebenslanges Lernen von Daten- und KI-Kompetenz zu ermöglichen. Zu diesem Zweck habe ich Vertreter:innen renommierter Organisationen (FENStatS – Federation of National Statistical Societies, KI-Campus Berlin, Stifterverband, PARIS21/OECD) überzeugt, an dem Projekt mitzuwirken, und konnte mit IEEE Standards eine globale Organisation als Träger gewinnen. Außerdem konnte ich mit dem Data Literacy Framework [1], der Data Literacy Charta [2] und der App „Stadt | Land | Datenfluss“ [3] (zusammen mit dem DVV) wichtige Vorarbeiten leisten. Das Framework wird von >25 Hochschulen in Data Literacy Kursen genutzt, die Charta wurde von Beginn an von hochrangigen Persönlichkeiten und Institutionen (z.B. StM Dorothee Bär, BM Annegret Kramp-Karrenbauer, HVB-Vorstand Michael Diederich, KI-Bundesverband, Digitalrat der Bundesregierung u.v.a.m.) unterstützt. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat die Schirmherrschaft für die App übernommen.
[1] https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/news/data-literacy-kompetenzrahmen
[2] https://www.stifterverband.org/charta-data-literacy
[3] https://stadt-land-datenfluss.de/
Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für Deine Karriere?
Zweifellos haben Digitalisierung und Datafizierung das Leben und Arbeiten im 21. Jahrhundert nachhaltig verändert und werden es weiterhin tun. Daten sind die Ausgangsbasis für Wissens- bzw. Wertschöpfung als Grundlage für bessere Entscheidungen. Bereits 2003 habe ich als Statistikerin, d.h. als Expertin für Daten und deren Analyse mein Unternehmen STAT-UP gegründet. Damals waren Daten in der Regel knapp und die Herausforderung bestand darin, sie verfügbar zu machen und die maximale Information aus ihnen herauszuholen. Mit der Digitalisierung stehen immense Datenmengen und Ressourcen zu deren Auswertung zur Verfügung. Aber mehr Daten bedeuten nicht automatisch mehr Wissen. Die Herausforderung für Expert*innen wie mich ist es heute, den Wert von Big Data und KI als Grundlage für bessere Entscheidungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft richtig einzuschätzen. Neue Möglichkeiten der Verknüpfung von Daten, der Visualisierung und der Analyse machen deutlich, welchen Stellenwert Data Literacy und Statistical Literacy heute besitzen. Die Digitalisierung hat somit meinen Beruf aus einer Nische herausgeholt und wahrgemacht, was Hal Varian im Jahr 2009 sagte – „the sexy job in the next ten years will be statisticians“.
Warum bist Du ein Digital Female Leader?
Bereits während meines Studiums der Diplom-Statistik habe ich ein Unternehmen für Statistical Consulting und Data Science gegründet, dessen Wertschöpfung auf der Verarbeitung einer digitaen Ressource – nämlich Daten – aufbaut. Mittlerweile arbeiten dort fast 20 Mitarbeiter*innen an zwei europäischen Standorten. Trotz zahlreicher Auszeichnungen – Stipendium der Bayerischen EliteAkademie, Stipendium der Lindau Nobel Laureate Meetings, Auszeichnung als „Statistician of the Week“ (American Statistical Association), Auszeichnung als „Vordenker“ (Handelsblatt/BCG) und Wirtschaftspreis LaMonachia der LH München – werde ich bis heute gefragt, wie ich mich „als Frau“ in einer solchen Männerdomäne behaupte. Dabei war und ist die Hälfte der Studierenden in meinem Fachgebiet weiblich. Mir ist es deshalb sehr wichtig, die Bedeutung von Datenkompetenz und die Expertise von Frauen in diesr Domäne sichtbar zu machen: Ich leite beispielsweise die Arbeitsgruppe „Statistical Literacy“ der Deutschen Statistischen Gesellschaft, die Arbeitsgruppe COVID-10 der Federation of European National Statistical Societies, bin Autorin zahlreicher Publikationen, u.a. der Studie und Lehrvideoreihe „Ein Framework für Data Literacy“ für das Hochschulforum Digitalisierung, und ich spreche regelmäßig auf Veranstaltungen zu Big Data, AI und Data Science. Zudem bin ich u.a. Beirätin des Frauennetzwerks PANDA und der European Women Lawyers Association, Mitglied des Kuratoriums der Bayerischen EliteAkademie und des Beirats der Deutschen Bank. Zusammen mit Thomas Bauer (RWI), Gerd Gigerenzer (MPIB, Harding-Center for Risk Literacy) und Walter Krämer (TU Dortmund) schreibe ich jeden Monat die „Unstatistik“ zur Einordnung aktueller Statistiken.
Was Führung für mich bedeutet
Führung heißt für mich, meinem Team die Chance zur fachlichen Weiterentwicklung, aber noch viel mehr zu persönlichem Wachstum zu bieten.