Katharina Schmidt
CEO & co-founder
apic.ai & Hochschule Karlsruhe
Beworben in der Kategorie: Sustainability
Mit welchem Digitalprojekt willst du dich in dieser Kategorie bewerben?
Ich bewerbe mich mit meinem Unternehmen apic.ai. Gegründet im August 2018 von meinen Mitgründern Frederic Tausch, Matthias Diehl und mir sind wir zwischenzeitlich zum führenden Spezialisten im Bereich des automatisierten Bestäuber-Monitoring geworden. Mit unseren kamerabasierten Monitoringsystemen machen wir Bienen und Hummeln als Biosensoren nutzbar. Installiert am Eingang der Stöcke erfassen unsere Kamerasysteme alle Bewegungen in die Stöcke und heraus. Die Bilddaten werten wir mit Hilfe neuronaler Netze aus. So schaffen wir zuverlässige, quantitative Daten z.B. über die Effekte von Pflanzenschutzmitteln. Durch die Erkennung von bisher nicht messbaren Effekten wie einer Verringerung von Aktivität oder dem Bestäubungsverhalten helfen wir dabei die Risikobewertung für Pflanzenschutzmittel besser zu machen. Damit leisten wir einen Beitrag gegen das weltweite Insektensterben. Ausschlag für die Unternehmensgründung gab, dass ich selbst Hobbyimkerin wurde und mich intensiv mit dem Thema des Insektensterbens auseinandergesetzt habe. Damals habe ich erkannt, wie wichtig eine belastbare Datengrundlage für die Entwicklung zielgerichteter Gegenmaßnahmen ist. Dennoch gab es keine Lösung, die geeignet war, eine solche Grundlage zu schaffen. Deshalb suchte ich mir ein Team aus technisch sehr kompetenten Menschen, die wie ich ihre Fähigkeiten einsetzen wollten, um einen positiven Beitrag in der Welt zu schaffen und wir machten uns an die Arbeit.
Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für Deine Karriere?
Ich sehe in der Digitalisierung enorme Chancen, die noch nicht ausreichend genutzt werden, gerade im Bereich KI. Im Moment wird KI vor allem bei profitorientierten Geschäftsmodellen angewendet, zum Beispiel im Bereich Finanzen oder für Empfehlungsplattformen. Aufgrund des Paradigmas der Profitorientierung unserer Wirtschaft werden die Menschen, die aufgrund ihrer technischen Fähigkeiten wirklich etwas in der Welt bewegen könnten, bislang nicht dort eingesetzt, wo sie den größten gesellschaftlichen Impact haben könnten. Als Gründerin habe ich es mir zum Ziel gesetzt, ein Unternehmen zu schaffen, das Technologie einsetzt, um die wirklich wichtigen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen – in meinem Fall den Erhalt der Biodiversität. Ich hoffe damit einen Weg aufzuzeigen dem andere folgen können. Bei apic.ai schaffen wir durch die Instrumentalisierung von Bienen und Hummeln als Biosensoren eine objektive Datenbasis zur Erkennung der Ursachen und Wirkzusammenhängen hinter dem Insektensterben. Neben dem Umweltschutz gibt es noch viele weitere gesellschaftliche Bereiche in denen KI eingesetzt werden kann, um Wissen zu schaffen auf dessen Basis bessere Entscheidungen getroffen werden können.
Warum bist Du ein Digital Female Leader?
Leadership hat viele Facetten.
1. Führend in einem Bereich zu sein - bei apic.ai tragen wir durch unsere Forschung dazu bei, den Stand der Forschung im Bereich der Ursachen des Insektensterbens zu erweitern. Aufgrund unserer Expertise wurden wir inzwischen sogar als Experten in die Entwicklung der europäischen Neuauflage der Richtlinien zur Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln geladen. Wir machen Hypothesen überprüfbar und bisher verborgene Effekte messbar. Zudem publizieren wir im Bereich des maschinellen Lernens auf international renommierten Konferenzen.
2. Engagement für die Community - Nebenbei bin ich noch als akademische Mitarbeiterin im xLab der Hochschule Karlsruhe aktiv. Hier gebe ich was ich gelernt habe an die Studierenden weiter, bin Sparringspartner für Gründungsinteressierte und setze mich für den Ausbau der Start-up Community ein. Zudem bin ich im Public Advisory Board des CyberValley aktiv, wo wir KI-Forschungsprojekte auf ethische und gesellschaftliche Implikationen prüfen.
3. Zukunftsvisionen und Konzepte entwickeln - Als Leader*in sollte man immer wieder kritisch den Status Quo hinterfragen. Was ist KI mit europäischen Werten? Wie lässt sich gewährleisten, dass die Digitalisierung die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch weiter auf gehen lässt? Solche Fragen versuche ich wo immer möglich aufzuwerfen, z.B. im KI-Fachforum "Umwelt- und Klimaschutz" zur Überarbeitung der deutschen KI-Strategie oder in meinem Buchbeitrag im "Zukunfts-Navigator Deutschland", der im Dezember erscheinen wird.
4. Kultur prägen - Man sollte im eigenen Unternehmen zur Entwicklung einer positiven Kultur beitragen mit Werten, die den Mitarbeitern Orientierung geben. Ich lebe das durch absolute Offenheit auch in Bezug auf meine eigenen Fehler und Fehlschläge.
Was Führung für mich bedeutet
Führung ist die Chance über seine Mitmenschen die Welt mit den eigenen Gedanken und Werten zu verändern.